Light Touch: Farbiges Lichtspiel für emotionale Nähe

Mit Light Touch ist es möglich, sich gegenseitig farbige Lichtsignale zu senden. Light Touch gehört zu einer ganzen Reihe von einfachen „Do-it-yourself“-Geräten, die von allen Interessierten zu Hause mit einfachen Mitteln selbst gebaut werden können.

 

 

Viele Menschen leben getrennt vom Freundeskreis und Familie, manche nur für eine Zeitlang, andere langfristig und vielleicht sogar in unterschiedlichen Zeitzonen. Regelmäßiger Kontakt ist gar nicht so einfach, denn Arbeit, Haushalt und Privatleben lassen oft wenig Zeit für lange Videotelefonate. Dabei würde manchmal schon ein kleines Signal ausreichen, um zu wissen, dass es den Liebsten gut geht. Aus diesem Gedanken heraus entwickelte ein Forscher*innen-Team um Bill Gaver „Light Touch“ – eine internetbasierte Technologie, mit der sich zwei Nutzer*innen gegenseitig farbige Lichter schicken können.

 

Sag’s einfach mit Licht

Jedes „Light Touch“-Gerät verfügt über zwei LED-Lichter: ein „Sende“-Licht, das vom lokalen Gerät gesteuert wird und ein „Empfangs“-Licht, das vom  Partnergerät gesteuert wird. Ein „kapazitiver Sensor“ (ein einfaches Metallteil, das Berührungen wahrnimmt) macht die Bedienung des Geräts ganz einfach. Wird dieser berührt und gehalten, leuchten die LEDs am eigenen Gerät abwechselnd in alle möglichen Farben auf und durch einfaches Loslassen kann eine der Farben ausgewählt werden. Dieses farbige Licht lässt sich nun durch eine weitere Berührung des Sensors verschicken – und schon kommt das farbige Licht auf dem Gerät des oder der Empfänger*in an! Anschließend kann die empfangende Person auf dem gleichen Weg ein Lichtsignal zurückschicken.

Light Touch bietet viele Möglichkeiten. Die Nutzer*innen können sich Farben aussuchen, die zu allen möglichen Themen passen: Ob ein fröhliches Orange für eine glückliche Stimmung oder ein kühles Blau für Regenwetter. Die Farben können sich auch mischen, wenn sich Sender*in und Empfänger*in gegenseitig zwei verschiedene Farben schicken. Auch können beide versuchen, die Farben des anderen genau zu treffen.

 

Bilder: Interaction Research Studio

 

Nicht zuhause oder in einer anderen Zeitzone?

Was passiert, wenn die andere Person gerade nicht da ist? Das Licht von Light Touch leuchtet bis zu maximal sechs Stunden. Dabei nimmt die Lichtintensität mit der Zeit ganz langsam ab bis nur noch ein gedimmtes Licht zu sehen ist. So kann sich der oder die Empfänger*in auch nach einem langen Tag noch an dem Licht erfreuen, sollte er oder sie bei Eintreffen des Lichts nicht anwesend gewesen sein, weil er oder sie einen anderen Tagesrhythmus hat oder in einer anderen Zeitzone lebt.

Besondere Momente der emotionalen Verbundenheit – ganz unaufdringlich

Light Touch ist ein Beispiel für sogenannte periphere „Awareness-“ oder auch „Calm“-Technologien. Dabei agiert die Technik mehr im Hintergrund und die Signale können peripher, d.h. ohne die Hauptaufmerksamkeit darauf richten zu müssen, wahrgenommen werden. Durch diese Unaufdringlichkeit soll Stress und Ablenkung bei den Nutzenden vermieden werden. Ebenso wie bei Light Touch steht nicht der Informationsaustausch oder die Vermittlung konkreter Botschaften im Vordergrund, sondern es wird ganz bewusst mit mehrdeutigen Signalen gearbeitet. So liegt es an den Nutzer*innen selbst, welche neuen Verbundenheitspraktiken sie miteinander entwickeln oder ob und wenn welche Bedeutung sie z.B. den Farben geben.

Der Forscher Bill Gaver, der Light Touch selbst über zwei Jahre mit seiner über 90-jährigen Mutter über zwei Jahre genutzt hat (und dies vielleicht weiterhin tut), beschreibt beispielsweise, dass für sie die Farben keine große Rolle spielten, sich aber sehr schnell ein Guten-Morgen- und Gute-Nacht-Ritual entwickelte, obwohl sie in unterschiedlichen Zeitzonen leben.  Besonders intensive Momente der Verbundenheit erlebte er, wenn seine Mutter und er sich zufällig zur gleichen Zeit ein Lichtsignal schickten. Etwas, das nicht häufig passierte, aber dann dazu führte, dass sie sich – ganz egal mit was sie gerade beschäftigt waren – sich eine Zeit lang Lichter hin und her schickten.

Wenn du dich dafür interessierst, welche weiteren Erkenntnisse er in den zwei Jahren gewann, kannst du diese in seinem kürzlich erschienenen Fachartikel nachlesen. Die Selbstbauanleitung für Light Touch und weitere „Yo-Yo Machines“ finden sich auf der Webseite. Die Anleitung für Light Touch findest du hier.