Linked. Verbundenheit auf jungshafte Weise kommunizieren
Das Linked-Kissen ermöglicht es Jungs auch über die Distanz zu raufen und – auf ganz jungshafte Weise – Zuneigung und Verbundenheit auszudrücken
Heranwachsende Jungs drücken ihre gegenseitige Zuneigung auf völlig andere Art und Weise aus als es gleichaltrige Mädchen tun. Während Mädchen sich umarmen, gegenseitig Komplimente machen und über Probleme sprechen, äußert sich emotionale Nähe und Verbundenheit bei Jungs oftmals durch freundlich gemeinte Schläge und kleine Raufereien. Zuneigung wird also eher nonverbal ausgedrückt.
Rangeln mit den Kumpels mit Hilfe eines Kissens
Designer:innen und Forscher:innen der Folkwang-Universität in Essen hatten sich vorgenommen genau diese spezielle Art von emotionaler Kommunikation zwischen heranwachsenden Jungs auch über Distanz zu ermöglichen. Dafür haben sie ein Konzept für ein ganz besonderes Kommunikationsmittel in Form eines Kissens entwickelt: „linked“.
„Linked“ befindet sich in den Zimmern der Jungen, zunächst auf dem Bett, einem zentralen Ort für Jugendliche im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Da die Identität des Gegenübers wichtig ist, damit durch das Kissen vermittelte Schläge oder andere Bewegungen nicht als gruselig empfunden werden, wird einem Kissen immer nur eine Person zugeordnet. Über eine Art Druckknopf, den jedes Kissen nur einmal besitzt, werden zwei Kissen nun über Distanz in einem bewussten Akt miteinander verbunden. Anders als ein Mobiltelefon, das die Verbindung zu vielen Leuten ermöglicht, kann das Kissen nur mit einem Freund assoziiert werden. So ist stets klar, mit wem man über das Kissen in Interaktion tritt – ein zentrales Element für ein angenehm erlebtes Verbundenheitsgefühl. Das Kissen wird so zum „Platzhalter“ für den Freund, das man nun stellvertretend umarmen oder hauen kann. Diese Luftbewegungen in Inneren des Kissens werden nun zum Kissen des anderen übertragen, so dass der Freund die zarten oder auch kräftigere Bewegungen über sein Kissen wahrnehmen kann.
Um potenziell peinliche oder unangenehme Situationen vermeiden zu können, kann die Verbindung beider Kissen jederzeit unterbrochen werden und die Signale des anderen werden nur noch ganz subtil angezeigt.
Förderung und Bedeutung sozialer Interaktion zwischen heranwachsenden Jungs
linked. soll die Verbindung zweier oder mehrere Jungs stärken, in dem es an typische Phasen der Provokation, Austausch und Stärkemessen zwischen heranwachsenden Jungs andockt und dabei sozial angemessen bleibt. Es soll Jungs dazu ermutigen sich auf emotionale und körperliche Weise zu messen.
Doch warum ist das so wichtig? Soziale Interaktion, Nähe und Verbundenheit sind essenziell für unser Wohlbefinden. Diese Aspekte sind wichtig für emotionale Unterstützung, ob bei Stress oder dem Überstehen schwieriger Situationen, aber auch um tiefe, intensive Freundschaften aufzubauen und ein Gefühl von Verbundenheit zu anderen zu entwickeln. Ohne soziale Interaktion, Nähe und Verbundenheit können Freundschaften und Beziehungen kaum bestehen und es fehlt wichtiger Austausch. Doch gerade das ist das, was den heranwachsenden Jungs so schwerfällt.
„Linked“ könnte die Interaktion heranwachsender Jungs miteinander erleichtern und für ein entspanntes, spielerisches Umfeld sorgen. Dass dies Form der nonverbalen Kommunikation bei den Heranwachsenden gut ankommt, zeigte sich im Rahmen eines Tests mit einem Prototypen: Neben Schlägen und kleinen Raufereien mit den Kissen wurden erstaunlicherweise auch zärtliche Streicheleien ausgetauscht. Manchmal legten die Jungs sogar ihr Gesicht auf das Kissen.
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