Miteinander spielen, lesen, spazieren gehen, gärtnern, fachsimpeln: Initiativen für Begegnungen, die die Welt verändern (können)
Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: Menschen mit gemeinsamen Interessen zwanglos zusammenbringen. Ob Lesen, Gärtnern, Spielen oder Diskutieren – es gibt viele tolle Initiativen, die Menschen zusammenbringen und Verbundenheit schaffen – einige davon möchten wir euch heute vorstellen und vor allem zum Mitmachen anregen.
Screenshots (Webseiten, Postings) unterschiedlicher Angebote und Initiativen
Warum wir diese Initiativen so wichtig fingen?
In einer Zeit, die von Hektik, digitaler Kommunikation, Krisenstimmung und zunehmender Vereinsamung geprägt ist, finden wir es wichtig, einmal auf tolle Initiativen aufmerksam zu machen, die etwas dagegen tun, indem sie ganz niederschwellig Gelegenheit zum Miteinander schaffen und so vielleicht sogar die Welt ein Stückchen besser machen.
Nichts trägt mehr zu unserem Wohlbefinden bei als zwischenmenschliche Beziehungen und das Gefühl von Verbundenheit. Und diese Nähe ist keine Frage von Kilometern. Gerade in Städten lebt man oft nebeneinander, kennt die Nachbar*innen kaum und erlebt im Alltag wenig echte Verbundenheit, was durch das Arbeiten im Homeoffice oder einen kürzlichen Umzug in ein neues Umfeld noch verstärkt werden kann.
Studien wie das Einsamkeitsbarometer zeigen nicht nur, dass Einsamkeit zunimmt, sondern auch, dass dieses Gefühl, dass das Wohlbefinden beeinträchtigt krank machen kann und der Demokratie schadet. Die WHO und die Bundesregierung haben deshalb Initiativen gestartet, um das Thema aktiv anzugehen.
Auch die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel ruft in ihrem neuen Buch „Zusammen“ dazu auf, Verbündete zu finden und eine Community zu gründen. Der gute alte Spieleabend, der Lesezirkel und der gemeinschaftliche Freizeitsport scheinen also wieder im Kommen zu sein. Und in der Tat sind ganz einfache, spielerische gemeinschaftliche Aktivitäten großartig, um Menschen zusammenzubringen. Wer einmal ein paar Runden Tischtennis miteinander gespielt hat, an der Isar entlang gestapft ist oder am gleichen Tisch gezockt oder gelesen hat, kommt leicht ins Gespräch und tauscht sich auch über andere Themen aus.
Die Play Dates vom Dingdongpingpong-Club in Berlin, initiiert von Waldemar Zeiler und Kian Pariwar, folgen dem Motto „Einfach mal machen“ und erregen gerade ziemlich viel Aufmerksamkeit. Denn da locken coole Typen aus der Startup-Szene die Menschen zu Brettspielen und Tischtennis in die Markthalle Neun. Die Play Dates sollen Raum bieten für das, was im Alltag oft zu kurz kommt: sich spielerisch auf neue Begegnungen einzulassen, abseits von beruflichem Networking, sportlichem Ehrgeiz und digitaler Ablenkung. Und durch das gemeinsame Spiel, fällt es leicht, miteinander in Kontakt zu kommen. Mitmachen kann jede*r, die*der Lust auf spielerisches Miteinander hat und sogar die eigenen Snacks und Getränke darf man mitbringen. Und das Konzept scheint anzukommen: Beim zweiten „Play Date“ im Januar kamen an einem ganz normalen Montagabend bereits über 100 Menschen.
Über die wunderbare Idee von „Munich Girls Go Walking Talking“, junge Frauen, die neu in der Stadt sind, bei einem entspannten Spazierganz zusammenzubringen hatten wir bereits berichtet und die Münchner*inen staunen monatlich über die immer größer werdenden Frauengruppen an der Isar oder im Olympiapark.
Kurzgesagt, bekannt für seinen Wissenschaftskanal auf YouTube, hat nicht nur tolle Erklärvideos zum Thema Einsamkeit oder Freundschaft, sondern ermuntert die Fan-Community über Reddit regelmäßig, sich über Meetups lokal zu vernetzen und zu gemeinschaftlichen Aktivitäten zu verabreden. Schließlich kann man so sicher sein, auf Gleichgesinnte zu treffen, mit denen ein interessantes Gesprächsthema garantiert ist.
Dass eine einfache Idee Wirkung zeigen kann, zeigen tolle Organisationen wie z.B. Start with a Friend, die in vielen Städten Deutschlands Menschen in 1:1-Tandems und lokalen Communities zusammenbringen, um geflüchteten Menschen das Ankommen zu erleichtern oder Hallo Hanna eine Initiative der Siegerländer Frauenhilfen e.V., die seit der Coronazeit telefonische Treffen zum Gespräch anbietet.
Aktiv werden!
Wer sich auf die Suche macht, wird viele großartige Möglichkeiten für echte Begegnungen finden. Und wenn nicht das passende dabei sein sollte, wie wäre es mit einer eigenen Gruppe?
Auf Plattformen wie Meetup finden nicht nur Bücherfans und Spielebegeisterte zahlreiche Gruppen an ganz vielen Orten, die regelmäßige Treffen organisieren. Bei Nebenan finden sich Aktivitäten in der Nachbarschaft, man kann aber auch ganz einfach selbst etwas organisieren und ausprobieren, ob sich Gleichgesinnte finden.
Darüber hinaus gibt es vielfältige Nachbarschaftsinitiativen, die Raum für Begegnung und Austausch bieten, sei es durch Kulturprojekte wie die Alte Feuerwache in Köln oder das gemeinsame Gärtnern in Gemeinschaftsgärten (z.B, Krautgärten in München), es gibt sicherlich auch etwas in Flensburg, Darmstadt oder Erfurt. Auch von kommunaler Seite gibt es tolle Angebote, Städte wie Stuttgart stellen Bewegungsräume wie die Urban Sports Area Öschi zur Verfügung, wo man sogar Sportgeräte wie BMX-Räder kostenlos ausleihen kann.
Diese kleine Auswahl an vielfältigen Initiativen zeigt, dass es oft nur eines kleinen Anstoßes bedarf, um Menschen zusammenzubringen und Verbundenheit zu schaffen. Auch mit einfachen Mitteln kann dieses wichtige gesellschaftliche Thema aufgriffen und niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden. Oft ist es gar nicht so schwer, im Alltag freudvolle Momente des Miteinanders zu schaffen. Und diese kleinen Momente haben das Potenzial, unser unmittelbares Umfeld und unser persönliches Wohlbefinden zu verbessern. In diesem Sinne: Machen wir mit, ergreifen wir die Initiative und machen wir gemeinsam die Welt ein bisschen besser – und ein bisschen mehr verbunden!